Die Liebe zum Hausberg bleibt

Oberkochen feierte am Wochenende mit vielen Gästen „75 Jahre Naturschutzgebiet Volkmarsberg“

Vor 75 Jahren wurde der Hausberg Oberkochens unter Naturschutz gestellt. Die Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins beging dieses Jubiläum mit einem Fest auf dem Volkmarsberg.

Im Bild von links: Hansjörg Schönherr, Gerhard Vaas, Andreas Ludwig, Bürgermeister Peter Traub und Erich Hahn beim Jubiläumsfest. (Fotos: ls)

Bereits vor dem Erlass des Reichsnaturschutzgesetzes am 26. Juni 1935 wurde das rund 68 Hektar große Gebiet rund um den Volkmarsberg als so genannter „Bannwald“ von Oberkochen unter besonderen Schutz gestellt. Mit Verordnung vom 29. Juli 1938 wurde der Volkmarsberg schließlich offiziell unter Naturschutz gestellt. „Er ist damit eines der ältesten Naturschutzgebiete Baden-Württembergs“, sagt Vertrauensmann Andreas Ludwig.

Keiner kann am authentischsten über Volkmarsberg-Geschichte erzählen als altgediente Älbler. Wie etwa Erich Hahn (85), der älteste noch im Dienst stehende Hüttenwart im gesamten Ostalbkreis. „Es ist schon ein besonderer Tag für mich, wenn heute Jubiläum gefeiert wird“, sagt er. Von den Eltern habe man die Liebe zum Hausberg erfahren. „Die Liebe zum Hausberg bleibt immer“, strahlt Hahn. Die Albvereinshütte werde an den Wochenenden von Wanderern aus nah und fern noch gut frequentiert. „Allerdings kommen etwas weniger als früher, das liegt an den vielen Radlern, die hier unterwegs sind“, meint Hahn.

„Zu Fuß geht‘s nicht mehr, aber heute will ich natürlich dabei sein, da keimen Erinnerungen auf“, meldet sich Hartmut Müller (84) zu Wort. Die Amerikaner hätten in den 30er-Jahren dort oben eine Funkstation eingerichtet. „Da war alles eingezäunt“, erinnert er sich. Aus seiner Liebe zum Volkmarsberg macht auch Hugo Gold, in Oberkochen besser als „Schmidjörgle“ bekannt, keinen Hehl: „Ich bin fast jeden Sonntag hier oben, das gehört zum Wochenende“, lacht er und ein besonderes Lob zollt er der Holzmacher-Gruppe des Albvereins, die dem Naturschutzgebiet Gesicht und Ordnung verleihe.

Über die wechselvolle Geschichte des Volkmarsbergs spricht Bürgermeister Peter Traub beim Festakt. Es handle sich hier um eine von der Natur und den Menschen geschaffene Kulturlandschaft. „Dort wo wir jetzt stehen, wäre natürlicher Wald, wenn es keine Schafhaltung und keine Pflege durch engagierte Menschen gegeben hätte“, sagt er.

„Sotte und sotte“ gebe es, bei den Wanderern, wie bei den Mountainbike-Fahrern, fährt er fort. Die meisten nähmen es mit der Entsorgung und der Befahrung der Wege ernst und hinterließen keine Erosionsnarben. Kritisch zu sehen seien jene, die sich nicht an die Regeln hielten und kreuz und quer durchs Naturschutzgebiet fahren.

„Ich bedanke mich namens der Stadt und des Gemeinderats für das Herzblut-Engagement der SAV-Ortsgruppe, die dieses Kleinod pflegt“, erklärte Traub.
Gerhard Vaas, Vorstand des Nordostalbgau, erinnert daran, dass die Vorfahren bereits im späten Mittelalter dort oben aktiv waren. Bereits 1890 wurde ein Holzturm gebaut. Im Einklang mit der Natur zu stehen, diese Spielregel gelte als Zielstellung bis zum heutigen Tag und für die Zukunft.

Der Vizepräsident des Schwäbischen Albvereins, Hansjörg Schönherr, zollte jenen Altvorderen Respekt, die 1938 in gewiss nicht einfacher Zeit den „Drang zu einem Naturschutzgebiet in die Realität umgesetzt haben.“ Auch Mitglieder des Albvereins seien dabei gewesen. „Es ging und geht letztlich um den Erhalt der Landschaft, damit Menschen dort überhaupt leben können“, erklärte Schönherr. Gerade deswegen müsse man immer wieder die Notwendigkeiten und Gedanken des Naturschutzes der Bevölkerung plausibel machen.

„Der Volkmarsberg ist für mich ein Kommunikationspunkt“, sagte Pfarrer Ulrich Marstaller, der die Grüße beider Kirchengemeinden überbrachte. Einmal im Jahr feierten evangelische und katholische Kirchengemeinde auf dem Volkmarsberg den „Tag der Schöpfung“ und man pflege eine hervorragende Partnerschaft mit dem Albverein. „Bewahrung der Schöpfung heißt Blick nach vorne“, schloss Pfarrer Marstaller.

Lothar Schell, Schwäbische Post


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