Auf ins Gebirge nach Immenstadt

Am Samstag, den 14. September 2002 war es für die Jugendlichen der Schwäbische Albvereinsjugend in Oberkochen endlich soweit! Die langersehnte Bergtour ins Gebirge stand vor der Tür!

Um 7:30 Uhr trafen sich 15 Jugendliche und 4 Erwachsene auf dem Bahnhof in Oberkochen, um mit der Bahn ins Allgäu nach Immenstadt zu fahren. Nach ca. 2 Stunden Fahrtzeit und einem Umstieg in Ulm kam die junge Wandertruppe gegen 10:00 Uhr in Immenstadt an. Immenstadt wurde ausgewählt, weil der Einstieg zum Steigbachtobel am Waldrand gerade mal 300m vom Bahnhof entfernt ist. Dort haben Wanderer und Mountainbiker gleich mehrere Auswahlmöglichkeiten hinauf in die Berge (u.a zum Kemptener Naturfreundehaus, zum Immenstädter Horn oder zur Seifenmoosalpe und Mittelbergalpe). Die Albvereinsjugendlichen wählten die Strecke entlang des Steigbachtobels, die gleich ziemlich steil den Berg hinaufführte. Vor den Jugendlichen lagen 640 zu überwindende Höhenmeter bis zur Mittelberg-Alpe (der Bahnhof Immenstadt liegt auf 728 m (ü.NN) und die Mittelberg-Alpe auf 1.368 m (ü.NN).

Die Frage der Jugendlichen, warum denn der Wildbach Steigbachtobel heißt, konnten sie sich auf einem parallel zum Wildbach verlaufenden Wanderweg und einem direkt am Wasser verlaufenden Pfad selbst beantworten. Das Wasser tobte die vielen Felsstufen hinab, teilweise konnte man erkennen, dass es auch hier Überschwemmungen gegeben hatte, die den ganzen Wildbachsaum mit überflutet und sogar einen Teil des Pfades mit sich gespült hatten. Deshalb konnten die Jugendlichen erst ein Stück oberhalb der "Kaiser-Wilhelm-Gedächtnisplatte" in den Pfad, der am Wildbach entlang geht einsteigen.

An der "Hölzernen Kapelle" (914 m (ü.NN) wurde die erste Verschnauf- und Sammelpause eingelegt. Warum die Immenstädter die Hölzerne Kapelle gebaut hatten, stand auf einem kleinen Schild mit ausgewaschener Schrift. Sie gedenken noch heute ihren Vorfahren, die sich dort 1632 (also in der Zeit des 30jährigen Krieges) dort gegen die Schweden zur Wehr gesetzt hatten (über den Ausgang des Gefechtes berichten die Zeilen jedoch nichts). An der Hölzernen Kapelle (wo der Pfad und Weg wieder zusammenführen) verließen die Jugendlichen den Wildbach und widmeten sich den Energieleistungen der Mountainbiker, die sich den Berg hinaufkämpften.

Die nächste "schöpferische" Pause wurde bei der Abzweigung zum Immenstädter Horn und Mittelberg-Alpe eingelegt. Die einen schöpften nach Frischluft und füllten Frischwasser in ihre bereits leer getrunkenen Flaschen an der kleinen Quelle, die dort aus dem Berg hervorquellt. Während bei den anderen die Kreativität im Bau eines kleinen Dammes keine Grenzen kannte. Nachdem bei allen die Energietanks wieder aufgefüllt waren (jeder bekam für seinen Traubenzuckerhaushalt ein Nimm-zwei-Bonbon) ging es weiter vorbei an Lungenenzian und an einem Ameisenhaufen der kleinen roten Waldameise stetig beran.

Oberhalb eines Tümpels, an dem laut Wanderkarte eigentlich eine Jagdhütte stehen sollte erfolgte die Mittagsrast, denn mittlerweile war es 3/4 Eins und ein Bänkchen lud verführerisch zum Picknick Machen ein. So setzten sich alle einfach auf die Straße und packten ihre Landjäger und Dauerwurst, Brötchen und Brot aus dem Rucksack aus und einer erzählte aus der Geschichte von "Peter und dem Wolf...", während die Mountainbiker den Weg hochschnauften (trotzdem ließ es sich Amelie nicht nehmen, mit den Bikern zu reden) oder von oben herunterbrausten.

Nach Apfelschnitz und einem erneuten "Nimm zwei" war es dann nicht mehr weit bis zur Seifenmoosalpe. Von fern kündete das Glockengeläut der Allgäukühe das naheliegende Etappenziel. Bald wich auch der Wald zurück und öffnete den Blick für Torf, Wiese und den daraufstehenden Allgäukühen. Und vor der Kulisse der Nagelfluhkette in ca. 1/2 km Entfernung sahen die Jugendlichen und deren Gruppenleiter auch das Ziel - die Mittelberg-Alpe!

Über den Torf- und Sumpfboden gehend kam man sich vor, als ginge man auf Wolken und so war es auch selbstverständlich, dass zunächst das Gipfelkreuz des Mittelbergs und dann erst dessen Alpe angepeilt wurde, wo Milch und Käse, der dort oben noch selbst gemacht wird, verspeist wurde.

Der Bergsalamander ließ sich dort oben nicht sehen, jedoch machten die "Albvereins-Kids" eine andere interessante Erfahrung. Wenn man den Silberdisteln, die dort oben sehr zahlreich wachsen, kaltes Wasser über ihre Blüten goss, konnte man zusehen, wie die Silberdistel ihre silbrigen Blütenblätter schloss. Und so füllten sie ihre Flaschen an der dort gefassten Quelle einerseits für den Durst auf dem Rückweg, aber auch um die Silberdisteln dazu zu zwingen, um ihre Blütenblätter kurzfristig zu schließen.

Gegen halb drei nahm man denn auch Abschied von der Alpe und den "Flausche-Kühen" (die mit ihren Markierungen im Ohr wie "Steiff-Tiere" aussahen, wie Christina meinte). Der Rückweg führte hinunter ins Steigbachtal. Zunächst fällt der Weg ca. 1/4 Stunde lang sehr steil ab, bis er an einem verlassenen Hotel flach ausläuft und auch das Tal des Steigbaches breiter wird. Dort also beim Almagnach sah man am stahlblauen Himmel bis zu 16 Para-Glider (manche zählten sogar 21) und Drachenflieger ihre Kreise über den Berghängen der Nagelfluhkette ziehen, während das Grün der Kuhweiden mit dem Rosa der Herbstzeitlosen konkurrierte.

Zurück an der Hölzernen Kappelle wählten die Einen den direkten Weg, während es sich die Anderen nicht nehmen ließen, nochmals den Tobel zu besuchen. Jedoch verpassten sie deswegen beinahe den Zug, hätten sie nicht auf den letzten Metern einen Spurt eingelegt.

Wer nun aber gedacht hatte, dass im Zug alsbald Ruhe einkehren würde, nachdem die Jungens und Mädels erfolgreich 12 Kilometer und 640 Höhenmeter in 5 Stunden bewältigt hatten, hatte sich mächtig getäuscht. Bis Oberkochen waren alle noch aufgeweckter als bei der Hinfahrt und es wurden schon Pläne für das Jahr 2003 gemacht.


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