Geizig, knickerig oder bhäb

Die Volkshochschule Oberkochen und der Schwäbische Albverein mit Hanns-Otto Oechsle im Mundartfieber

Das Schwäbische ist eine uralte Mundart, die irgendwann in den Lautverschiebungen des Mittelalters steckengeblieben ist. Den Schwaben beschreibt Hanns-Otto Oechsle bei seinem Vortrag als „geizig, knickerig oder bhäb“. Der Maler und Mundartdichter bot dem zahlreich erschienen Publikum in der Kolpinghütte allerhand Liebenswertes: „Das onsere oigene Lebensard ned onderganga duad.“

Hanns-Otto Oechsle spricht und lebt das Schwäbische. Am Donnerstagabend in der Kolpinghütte Oberkochen, zusammen mit Albert Schwarz auf dem Akkordeon. (Foto: sus)

Der Mundartdichter Hanns-Otto Oechsle frönte bei seiner Lesung „Halba denkd“ mit den vielen Gäste in der Kolpinghütte der Freude am Dialekt. Seine Anekdoten, Gedichte und Geschichten aus dem schwäbischen Alltag früher und heute sorgten für viele spontane Lacher und eine ausgelassene Stimmung.

„Nix gat schneller da Bach na als die Mundart“ resümierte er gleich zu Beginn. Mit seinen Vorträgen wolle er einen Teil dazu beitragen, „ das onsere oigene Lebensard ned onderganga duad.“ Der „ald Schualmeischder“, der pensionierte Lehrer Oechsle, sinnierte über vergangene Zeiten und wurde dabei von Albert Schwarz von der Ortsgruppe des Albvereins auf dem Akkordeon begleitet. Er präsentierte die schwäbische Mundart und alle möglichen Themen querbeet, unterhaltsam und kurzweilig.

„Halba denkd“, etwas halb zu denken, sei eine typisch schwäbische Eigenart, aber nicht nur die wurde von Oechsle beleuchtet.
Klar ist für ihn was einen Schwaben ausmacht: „schaffa – schbara – gnitz sei – no nix verkomma lassa. . .“, „Mir send ned geizig aber bhäb!“ „Mir schaffed gern und faul send mir bloß hälenga“.

Oechsle bereicherte das Publikum mit den Erfahrungen mit seiner eigenen Familie, so berichtete er über seine Großmutter, die eine richtige, „schaffige“ schwäbische Hausfrau gewesen sei. Von ihr habe er gelernt sparsam zu sein und wie man zum Beispiel die im Keller gelagerten Äpfel jeden Tag ein Siebtel dreht, damit sie nicht faulig werden.

Als es früher auf das Ende des Winters zugegangen sei, „sahen dann freilich alle Äpfel huzzelig aus“. Dann habe man aus ihnen Apfelmus gemacht. Und wenn es 14 Tage am Stück Apfelbrei gab, wusste man: „Es wird Frühling“. Wie solle man heute noch merken wenn das Frühjahr vor der Tür steht, wenn doch keiner mehr Äpfel einlagere.

Die Kolpingfamilie bewirtete die Gäste an diesem lustigen Abend hervorragend, doch Apfelmus stand nicht auf der Karte.

Susanne Rötter, Schwäbische Post


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