Auf dem Volksmarsberg ist der Albverein zu Hause. Ein Blick in die Historie.
Mitglieder des Schwäbischen Albvereins auf dem Weg zur Sonnwendfeier im Jahr 1900. Archivfoto |
Endlich herrscht wieder richtig Leben auf dem Hausberg. Seit die Schutzhütte der Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins an Wochenenden wieder geöffnet hat, ist das gesellschaftliche Leben zurück. Die Schutzhütte, der Volkmarsbergturm mit seiner fantastischen Aussicht und das satte Grün der Wacholderheide – ein „Triple“, das viele Gäste auch von weither nach Oberkochen bringt.
Die Oberkochener Ortsgruppe kann für sich in Anspruch nehmen, zu den frühesten Untergliederungen des Schwäbischen Albvereins zu gehören. Die Aufzeichnungen liegen nicht akkurat vor, aber die Ortsgruppe besteht wohl seit etwa 130 Jahren. Das übergeordnete Betätigungsfeld ist während dieser Zeit immer dasselbe geblieben – eben der Volkmarsberg, dort, wo der Albverein zu Hause ist.
Schon 1890 soll sich der damalige Schultheiß Bezler um die Auszeichnung des Weges von Oberkochen hoch auf den Hausberg bemüht haben. Dort stand seit 1890 ein hölzerner Turm des Staatlichen Vermessungsamts, 1897 wurde der Turm vergrößert und mit einer Aussichtsplatte versehen. Aber der Holzturm war anfällig und fiel einem schweren Sturm zum Opfer.
1930 konnte der nunmehr 23 Meter hohe Stahlbetonturm bei einem großen Fest mit 4000 Teilnehmern unter Mitwirkung des Musikvereins und des Sängerbunds eingeweiht werden. Auf Initiative der Älbler wurde die gesamte Bergkuppe des Volkmarsbergs unter Naturschutz gestellt.
Umwelt- und Naturschutz
In der NS-Zeit wurde der Albverein zwar gleichgeschaltet, nicht aber aufgelöst oder in seiner Arbeit behindert. Im Gegenteil, unter Mithilfe von sogenannten „Notstandsarbeitern“ konnte 1933 eine Straße auf den Oberkochener Volkmarsberg gebaut werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es bis 1949, bis die Ortsgruppe wieder aktiv wurde. Dies unter erschwerten Bedingungen, da der Volkmarsbergturm mitsamt der Schutzhütte von amerikanischen Besatzungstruppen beschlagnahmt war. So war es harte Arbeit, das Vereinsleben wieder auf Touren zu bringen. Bei der Wiedereröffnung des Turms anno 1961 meinte der ehemalige Bürgermeister Gustav Bosch euphorisch: „Der Volkmarsberg ist wieder frei.“
Eine rasante Aufwärtsentwicklung setzte in der Ortsgruppe in den 1970er Jahren ein mit der Gründung mehrerer Gruppen für alle Altersschichten. Einen jähen Rückschlag musste man 1974 hinnehmen, als die erst kurz zuvor erweitere Schutzhütte abgebrannt war. Einen besonderen Höhepunkt erlebte man, als der „wandernde Bundespräsident“ Carl Carstens 1981 den Volkmarsberg besuchte.
Die Sonnwendfeier gehörte jedes Jahr zu einem gesellschaftlichen Vereinshöhepunkt. 1981 zählte der hiesige Albverein mit 600 Mitgliedern zu den stärksten Ortsgruppen im Land, aber in der Folge setzte wegen Überalterung und Nachwuchsproblemen ein Mitgliederschwund ein.
Das hinderte die Älbler aber nicht, sich verstärkt um Umwelt- und Naturschutzbelange zu kümmern. Neben der Pflege der Wacholderheide zählten dazu auch das Anlegen von Vogelschutzgehölzen, die Übernahme von Bachpatenschaften oder die Beteiligung an der Einrichtung eines Karstquellenwegs als naturkundlicher Lehrpfad.
Über allem stehen bis heute die Pflege des Naturschutzgebiets Volkmarsberg und die naturverbundene Geselligkeit in der Hütte am Fuß des Turms, der für den Verein seit seiner Gründung gleichermaßen Wahrzeichen und Zentrum aller Aktivitäten ist.
Lothar Schell, Schwäbische Post