Kein Nachwuchs für die Hüttendienste bei Naturfreunden, Albvereinsleuten und Kolpingsfamilien
„Es ist eine Krux geworden mit dem Hüttendienst“, sagt Erich Hahn. Der 86-Jährige steht seit 40 Jahren hinter der Theke der Volkmarsberg-Hütte der Älbler. Zusammen mit seinem Bruder Helmut tut er dies. Der ist auch schon 84. An den Wochenenden stürmen die Besucher die Hütte. Aber es wird immer schwieriger, Ehrenamtliche für Theke und Küche zu finden.
Die Naturfreundehäuser – wie hier in Unterkochen – sind beliebte Ausflugsziele für Wanderer, Radfahrer und Familien. Aber es wird immer schwieriger, Ehrenamtliche für Theke und Küche zu finden. Eine der wenigen, die den Hüttendienst am Unterkochener Brand stemmen, sind Wolfgang und Marianne Winkler (Mitte). (Foto: opo) |
Für viele Wochenendwanderer ist sie ein beliebtes Ausflugsziel: Die Oberkochener Albvereinshütte auf dem Volkmarsberg. Geöffnet ist immer samstags von 13 bis 20 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr. Aber wie lange noch, das ist die bange Zukunftsfrage.
„Die Ehrenamtlichen werden weniger und es wird immer schwieriger, die Hüttendienste zu besetzen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Siegfried Schaupp, der auch für den Dienstplan zuständig ist. Die Älbler kämpfen darum, den Hüttendienst zu besetzen. Das sei Knochenarbeit, Ehrenamt pur und da gehe das Wochenende drauf.
„Die Lücken im Betrieb versuchen wir so lange wie möglich mit den verbleibenden Leuten zu kompensieren“, meint Albert Schwarz von den Oberkochener Älblern im Gespräch mit dieser Zeitung. Dabei floriert das Geschäft droben auf dem Volkmarsberg durchaus. Achtzig Prozent der Besucher kommen am Wochenende aus dem Remstal. Dann ist der Parkplatz in Tauchenweiler dicht bestückt. Von dort erreichen die Besucher aus dem Remstal den Hausberg der Oberkochener per pedes.
In keiner Weise besser, ja eigentlich noch viel schwieriger, ist die Situation bei den Naturfreunden. Da hörte man in den vergangenen Monaten gar Gerüchte, das Naturfreundehaus am Tierstein solle verkauft oder verpachtet werden. „Ja es ist richtig, dass wir aus Altersgründen der Hüttendienstler versuchen, ab Januar 2015 das Naturfreundehaus zu verpachten“, bestätigt Naturfreunde-Vorsitzender Theo Stig. Wenn eine Verpachtung nicht gelinge, dann werde man künftig das Naturfreundehaus nur noch für Sonderveranstaltungen öffnen können. Es ist kein Geheimnis, dass es in der jüngeren Vergangenheit Gespräche mit dem Verband in Stuttgart gegeben hat, wie es in Oberkochen weitergehen soll. „Im Moment wird noch verhandelt und wir können deswegen keine weiteren Einzelheiten mitteilen“, gibt sich Stig verschlossen.
Gerüchte besagen, dass das Oberkochener Naturfreundehaus verkauft oder verpachtet werden soll. (Foto: ls) |
„Langsam aber sicher haben alle Hütten rund um Oberkochen Probleme mit dem Hüttendienst“, meint Kolping-Vorsitzender Anton Balle zur aktuellen Situation der Kolpinghütte an der Straße zum Wohngebiet Heide. Die ersten Generationen seien altersbedingt nicht mehr in der Lage, den anstrengenden Bewirtschaftungsbetrieb zu leisten und der Nachwuchs mache sich rar, erklärt Balle. Bei Kolping sei man derzeit noch in der Lage, den Dienst des jeweiligen Ehrenamtlichen auf rund drei Wochenendtermine im Jahr aufzuteilen.
Schon seit einigen Jahren habe man allerdings den Wochenendbetrieb auf den Sonntag reduziert. Dann ist von 10 bis 20 Uhr geöffnet. „Sonderveranstaltungen wie Geburtstage oder Jubiläen sorgen inzwischen für zwei Drittel der Einnahmen“, sagt der Kolping-Vorsitzende. Aber die Last sei eben auf wenige Schultern verteilt. „Unterm Strich ist die Situation zwar angespannt, aber derzeit noch zu meistern“, gibt Balle zu. Aber das Freizeitverhalten ändere sich mehr und mehr. Zum Frühschoppen komme fast keiner mehr, die Zahl der Wanderer nehme ab „und zum Essen geht man lieber zum Griechen oder zum Italiener“.
Einig ist man sich bei Albverein, Naturfreunden und Kolping, dass ein Stück Lebenskultur wegbrechen würde, sollte die eine oder andere Hütte ihre Pforten schließen müssen.
Lothar Schell, Schwäbische Post