Ein besonderes Gefühl der Freiheit

Seit sechs Jahrzehnten ist der Hausberg der Oberkochener wieder im wahrsten Sinne frei. Erinnerungen und Momentaufnahmen.

 

Die Feste auf dem Volkmarsberg waren Feste für die ganze Familie, auch mit Gottesdienst. Archivfotos: Lothar Schell

 

Ja wenn die Pandemie nicht wäre, dann wäre es auch auf dem Volkmarsberg jetzt ganz anders. Still ist es geworden, die Schutzhütte ist geschlossen, hier und da ein paar Wanderer. In „normaler Zeit“ herrscht dort oben, wo der Volkmarsbergturm majestätisch grüßt, reges Treiben. Besucher kommen aus nah und fern, um die Wacholderheide und das Ambiente rund um die Felsen des Hausbergs zu genießen.

Und doch gibt es etwas zu feiern, so ganz still. „Der Volkmarsberg ist wieder frei“, titelte jüngst der Chronist „Wichai“ Müller im Amtsblatt Bürger und Gemeinde. In der Tat: Seit Ende des Zweiten Weltkriegs bis ins Jahr 1961 war der Oberkochener Hausberg von der US-Army besetzt und zum Sperrgebiet erklärt.

 

Sperrgebiet der US Army

Der Turm, die Schutzhütte und das Gebiet drum herum waren für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Für die jungen Leute heute kaum vorstellbar, dass die Menschen von diesem besonderen Gefühl der Freiheit in herrlicher Natur abgeschottet waren. „Wir dürfen dieses Kleinod genießen“, sagt Albert Schwarz, der sich als Ehrenämtler dem Schwäbischen Albverein und damit dem Hausberg verschrieben hat. Als Technischer Leiter ist er bei der hiesigen SAV-Ortsgruppe eine feste Größe.

Einen Rückblick „mit Herz und wunderschönen Erinnerungen“ bietet „Wichai“ Müller in seinen Ausführungen. Der Turm mit Fernblick bis in die Alpen, der Zick-Zack-Weg durch den Wald hoch zum Berg, die ehemalige Hütte vom Holza-Hans (heutige Skihütte) mit der Abfahrtsstrecke bis in den Kessel hinunter, während die Altvorderen in der Schutzhütte ihre Zigarren rauchten und ihren Trollinger schlotzten.

 

Ort zahlreicher Kinderfeste

Der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich besonders an die traumhaften Kinderfeste auf dem Berg – längst Vergangenheit. „Kinderfest auf dem Volkmarsberg, das war einfach einmalig“, erinnert sich der ehemalige Sonderschullehrer und spätere Schulleiter der Sonnenbergschule Hans-Joachim Gentner. Zwischen 1959 und 1979 fanden vierzehn Kinderfeste oberhalb des Skilifts statt.

Mit prächtigen Umzügen von der Volkmarsbergstraße hoch zum Berg. Ein echtes Fest für die ganze Familie, auch der Schulfamilien, war das damalige Kinderfest. Für den einen oder anderen auch ein „beschwerlicher Abstieg“, wenn das „kühle Blonde“ in der Bergluft so gut gemundet hatte.

 

Vielfältige Möglichkeiten

Eine schöne Erinnerung ist aber auch die Mutterbuche, quasi der Baum der Bäume auf dem Berg. Ein paar kleine Stümpfe erinnern noch an bessere Zeiten. Für Albert Schwarz ist der Volkmarsberg „mit seinen vielfältigen Möglichkeiten ein echtes Juwel.“ Dass dies so bleibt, dafür sorgen die Ehrenamtlichen des Schwäbischen Albvereins und dort installierte Holzmachergruppe.

Und in den nächsten Jahren wird es dort oben noch mehr „Natur-Feeling“ geben, wenn das Projekt Hutewald in Gang kommt und als Weide für Viehhaltung genutzt werden soll.

 

Eine schöne Erinnerung: Die Mutterbuche auf dem Volkmarsberg.

 

Lothar Schell, Schwäbische Post


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