Zeltwochenende in der Bilz - aus Sicht der Teilnehmer

Amelie:

"Am 6./7. Juli 2003 brachen wir auf in die Bilz - gegen 16:30 Uhr trafen wir uns deshalb am Wanderparkplatz zum Volkmarsberg . Wir wollten an diesem Wochenende das Dorfleben in der Bilz wieder aufleben lassen, welches dort etwa 150 Jahre lang nach dem 30 jährigen Krieg stattgefunden hatte. Unterwegs zur Bilz nutzten wir den Weg, den einst laut des Vorsitzenden des Oberkochener Heimatvereins, einst der sagenhafte Bilzhannes gegangen sein soll. Für uns waren es einfach nur unsagbar steile Hänge, die direkt hinauf zur Fuchskohlplatte und zur Borzelhalde führten - bevor wir oben angelangt mit leichteren Schritten wieder hinab in die Bilz gehen konnten."

   

Katharina:

"Um ca. 17:15 Uhr kamen wir am "Bilzhüttle" an. Wir waren tatsächlich querfeldein durch den Wald gelaufen. Dort angekommen bauten wir mit letzter Kraft die Zelte auf."

   

Amelie:

"Als wir an der Bilzhütte (eine Schutzhütte, die oberhalb des früheren Bilz-Dorfes steht) angelangt waren, begrüßten uns schon die anderen Betreuer, die die Zelte das Tiefental hinauf transportiert hatten. Es ging nun darum, die Zelte möglichst standsicher (was ein paar Anläufe benötigte) aufzubauen."

   

Katharina:

"Natürlich kam es beim Zeltaufbau wie es kommen musste: Hier fehlte die Schnur, da bereitete einem der Hering Bedenken, dort fiel alles wieder ein - das Übliche eben!"

   

Katharina:

"HaPeWo hämmerte mittlerweile den Donnerbalken zusammen..."

   

Amelie:

"... unsere Stätte für 'dringende Bedürfnisse' ".

   

Katharina:

"Als endlich alle Zelte standen und auch einigermaßen hielten, suchten wir Feuerholz. Um die Bilzhütte war überall Reisig und so fiel das Suchen nicht all zu schwer. Als die ersten Würste über dem Feuer brodelten kam so richtig Grillstimmung auf."

   

Amelie:

"Und während des Abendessen von Wurst und Stockbrot kam die Dämmerung. Deshalb musste nochmals, solange es noch hell war, Feuerholz her! Wir sammelten nochmals sehr viel Holz, denn es musste ja bis zum nächsten Morgen reichen."

   

Katharina:

"Wenn Feuer brennt, trauen sich die Wildschweine nicht ans Feuer!"

   

Katharina:

"Nun wurde Fußball gespielt und..."

   

Amelie:

"...am Lagerfeuer fanden wir uns schließlich alle zusammen zum Lesen, Malen und Schwatzen - und schließlich zum fröhlichen Singen."

   

Christina:

"Ja, es war einfach cool. Während die einen malten, Berichte schrieben und grillten, nervte uns Yagiz total mit seinem Lese-Quatsch und Jonas und Philip erschreckten uns mit ihrer Gruselmaske. Es war einfach Klasse!"

   

Christina:

"Ja, und der Donnerbalken erst, man musste sich draufsetzen und in das aufgeschaufelte Loch kacken und nachher sein 'Geschäft' mit Erde bedecken. Dabei spannten Jan und Daniel. Steffi erwischte sie und drohte ihnen mit dem nach Hause gehen. Dank "HaPeWe"s Hilfe verzogen sie sich aber. Amelie malte schöne Mädchen für Yagiz und Frank nervte mal wieder die Menschheit wie immer und Tobbi kletterte aufs Dach!"

   

Amelie:

"Um Mitternacht schließlich wollten wir natürlich auch ein Mal die frei gelegten Reste des eigentlichen Bilzdorfes besuchen: 'Das Bilzhaus'. Nach Rückkehr von der Nachtwanderung wurden flugs die Feuerwachen eingeteilt und die Anderen legten sich schlafen, was den Meisten von uns nicht so einfach gelang."

   

 

"Morgens um 6:00 Uhr in der Frühe sahen wir nicht rot, sondern grau. Denn das Feuer glimmte nur noch. Aber woher jetzt noch Feuerholz bekommen, welches nicht feucht war? - auch diese Hürde meisterten wir, indem wir den einzig noch verbliebenen großen Ast weiter in die Glut schoben. Beim anschließenden Frühstück gab es sogar Obstkuchen, den eine Mutter für uns Jugendliche gespendet hat".

   

 

"Nachdem gegen 10:00 Uhr alle Zelte wieder abgebaut waren, zogen wir wieder los, um den Jakobstein und anschließend den Schererstein auf schwäbisch: 'Scherers Schdoile' zu finden. 'Scherers Schdoile' wurde als Gedenkstein für Georg Scherer aufgestellt, der dort mit seinem Ochsengespann vor etwa 150 Jahren verunglückte."

   

 

"Wir fanden zwar den Jakobstein, der Schererstein war jedoch nicht zu finden. Dies war auch unmöglich, da er im Moment restauriert wird, da die 150 Jahre alte Schrift kaum noch zu lesen war."

   

 

"Zur Mittagszeit kamen wir wieder am Ausgangspunkt vom Vortag an. Alle wollten nur noch eines - schlafen!"

   

 

Katharina Marstaller, Amelie Niederhafner, Christina Winter
Schwäbische Albvereinsjugend in Oberkochen

Lagerleben im Wald - aus Sicht der Gruppenleiter

Die Vorbereitung für das Zeltlager begann bereits einige Wochen vor dem eigentlichen Termin. Wie kochen wir Kaffee mitten im Wald, wo gehen die Jugendlichen aufs Clo, wieviele Zelte werden benötigt, waren nur die wichtigsten fragen, die geklärt werden mussten. Da die alten Zelte mittlerweile den Geist aufgegeben haben, mussten wir neue Zelte besorgen. Statt der großen 8-Mann-Zelte besorgten wir mehrere 3-Mann-Zelte, um für künftge Veranstaltungen mobiler und flexibler sein zu können. Schließlich begrüßten wir am 6. Juli 2003 19 Jugendliche, die aufs lagerleben im Wald gespannt waren.

Auf den Spuren des Bilzhannes schließlich an der Bilzhütte (einer Schutzhütte mit Feuerstelle) angekommen errichteten die Jugendlichenanschließend ein Lager mit 8 Zelten sowie weiteren Schlafgelegenheiten unter freiem Himmel rund um die Hütte. Bis tief in die Nacht hinein herrschte buntes Treiben.

Aber was ist eigentlich die 'Bilz' - und wer war der sagenumwobene 'Bilzhannes'? In der Bilz siedelten sich nach dem 30 jährigen Krieg Menschen aus Österreich an, da Deutschland nach den schrecklichen Kriegsjahren von 1618 -1648 ausgeblutet war. Ausgrabungen lassen darauf schließen, dass der Felcken schon im Mittelalter besiedelt war - und nach dem 30-jährigen Krieg ca. 150 Jahre lang wieder bewohnt war. Dies lässt sich aus Eintragungen im Grundbuch sowie im Kirchenbuch nachweisen. Somit bestand der Weiler nicht nur aus 3 Häusern, zumal laut Kirchenregister im 18. Jahrhundert -zig Kinder auf die Welt gekommen sein sollen. Teilweise leben der Nachkommen noch heute in Oberkochen.

Einer der letzten Bewohner war der sagenhafte Bilzhannes, von dem erzählt wird, dass er als Wild- und Waldhüter dem damaligen württembergischen König Friedrich gute Dienste geleistet hat und deshalb einen gusseisernen Ofen als Dank erhalten hatte. Die frei gelegten Fundamente, die mittlerweile mitten im Wald liegen, sollen sogar die seines ehemaligen Hauses ('dem Bilzhaus') sein. Wer auf dem Albvereinsweg durchs Tiefental auf den Volkmarsberg wandert, kommt direkt an dem "Bilzhaus" vorbei, welches mittlerweile zum Landesdenkmal erklärt wurde.

Es war schon etwas unheimlich, als wir dann mitten in der Nacht vor den Steinresten des Bilzhauses standen - in Gedanken stellten wir uns vor, wie die Menschen damals dort gelebt haben mochten. Wo mag wohl der König gesessen haben, der nach erfolgreicher Jagd vom Bilzhannes eingeladen wurde. Und wo stand wohl der Ofen, den der König solange geschürt haben soll, bis der Ofen wegen Überhitzung der Sage nach auseinander platzte? - Und schon meinten wir das Geklapper des Fuhrwerkes zu hören, das dem Bilzhannes den neuen vom König geschenkten Ofen von den Königlichen Schwäbischen Hüttenwerken zulieferte.

Wieder ins Lager zurückgekehrt verstummten erst gegen gegen 3 Uhr die letzen Stimmen. Aber spätestens der Blick aus dem Schlafsack heraus auf den vom Vollmond beleuchteten Wald belohnte alle Vorbereitungsarbeiten - und beim Schreien eines Käuzchen, das die Waldesruhe nicht störte, sondern nur stimmungsvoller machte schliefen wir ein.

Damit die müden Geister wieder munter wurden, standen einige Jugendliche schon wenige Stunden später gegen 6:00 Uhr auf, um das Wasser für Kaffee und Tee im mitgebrachten Topf zu kochen - in der Topf wurde in die offene Glut gestellt und es dauerte nicht lange bis das Wasser kochte.

'Scherers Schdoile' fanden wir aus o.g. Gründen zwar nicht - aber mit dem Heimatverein wurde schon beinahe vereinbart, dass die Schwäbische Albvereinsjugend künftig den Pfad zum wiederaufgestellten und restaurierten 'Scherers Schdoile' pflegen will.

Gisela Rissmann, Albert Schwarz, Hans-Peter Wolf
Schwäbische Albvereinsjugend in Oberkochen


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