Für die Parzelle, auf der der Turm errichtet wurde, hatte die Gemeinde Oberkochen dem Albverein auf 99 Jahre das Erbbaurecht eingeräumt; die Bitte, diese Parzelle dem Albverein als Eigentum zu überlassen, wurde abgelehnt. Dieser Gemeinderatsbeschluß war Anlaß zu einem jahrelangen Streit zwischen Albverein und Gemeinde, der erst 1936 beigelegt wurde: Der Hauptverein verlangte ein »dingliches Recht« an dem Gelände, um für seine Veranstaltungen auf dem Volkmarsberg jederzeit einen »eigenen« Platz zur Verfügung zu haben. Bis zu einer befriedigenden Regelung mit der Gemeinde wurde der Volkmarsberg für alle Veranstaltungen des Hauptvereins gesperrt, man drohte sogar mit einer gänzlichen Schließung des Turmes. Der ausgehandelte Kompromiß war schon ein wenig windig: Bürgermeister Heidenreich sicherte zu, daß der Volkmarsberg dem Albverein jederzeit für seine Veranstaltungen zur Verfügung stehe, »sofern keine dringlicheren Interessen vorhanden sind«.

Die Unterschutzstellung des Volkmarsberges ist vor allem dem rührigen Vereinsmitglied Oberpostinspektor Joseph Mahler, dem Begründer des Schneelaufvereins, zu danken. Mahler hatte bereits 1925 die Errichtung eines Wacholderbanngebietes auf dem Volkmarsberg angeregt. Auf seine Initiative hin besichtigte am 25. April 1925 der Leiter der Naturschutzabteilung im Stuttgarter Landesamt für Denkmalspflege, Professor Dr. Schwenkel, den Volkmarsberg und den ebenfalls als Banngebiet ausersehenen Kocherursprung. Unmittelbar nach diesem Besuch wurde von der Gemeinde ein am Südosthang des Volkmarsberges gelegenes, etwa 65 Morgen großes Gelände in Gestalt eines gleichschenkligen Dreiecks zum Wacholderbanngebiet erklärt. Dieses von pittoresken Felsgruppen unterbrochene Gelände war mit besonders schönen Wacholderbüschen, Fichten, Forchen und Buschbuchen bewachsen Der westliche Teil der Bergkuppe ca. 175 Morgen groß, wurde Pflanzenschutzgebiet. 1938 wurde schließlich die gesamte Bergkuppe Naturschutzgebiet nach den Bestimmungen des Reichsnaturschutzgesetzes.

Auf Antrag Mahlers wurde am 18. Dezember 1927 auch der Kocherursprung von der Gemeinde zum Banngebiet erklärt. Nach den Plänen Dr. Schwenkels sollte die Umgebung des Ursprungs durch Anpflanzung heimischer, bodenständiger Sträucher und Bäume zu einem »Quellentempel« gestaltet werden.

Am 10. November 1931 starb Joseph Mahler im Alter von 73 Jahren. So konnte er den größten Triumph der von ihm gegründeten und sehr erfolgreichen Schneeschuhabteilung nicht mehr erleben: Karl Lense wurde 1933 Deutscher Meister im Langlauf über 50 km. Der Vorstand der Schneeschuhabteilung, Fritz Leitz und Bürgermeister Frank begrüßten am 28. Februar die von den Deutschen Schimeisterschaften in Freudenstadt und Baiersbronn heimkehrenden Läufer Karl Lense und Klemens Grupp, der sich beim Schispringen wacker geschlagen hatte, mit einem »großen Bahnhof«.

Das Dritte Reich brachte auch für den Schwäbischen Albverein eine gewisse Gleichschaltung. »Nichtarier« und Marxisten mußten aus den Ortsgruppen ausscheiden. Der Vorsitzende des Hauptvereins wurde nun nicht mehr gewählt, sondern vom Reichsführer der Deutschen Gebirgs- und Wandervereine berufen. Darüber hinaus gab es wohl keine schwerwiegenden Eingriffe in die Albvereinsarbeit. Ob Mitglieder der Oberkochener Ortsgruppe auf Grund dieses Erlasses den Verein verlassen mußten, ist nicht bekannt. Ansonsten paßte man sich auch in Oberkochen an, schloß die Sitzungen mit einem »Sieg Heil« auf den »Führer« und blieb - vor ausgesetzt, die Sitzungsprotokolle aus dieser Zeit verschweigen nichts - weitgehend unbehelligt.

Im April 1933 begann der freiwillige Arbeitsdienst mit dem Bau der Volkmarsbergstraße, der dann von Notstandsarbeitern vollendet wurde. Die 1365 m lange Straße wurde vom Dreißental am linksseitigen Waldabhang mit 10- 12 % Steigung bis zur Wacholderheide geführt. Sie endete etwa 1 km vom Turm entfernt.

1934 trat Fabrikant Fritz Leitz, der 13 Jahre so überaus erfolgreich die Ortsgruppe geleitet hatte, aus gesundheitlichen und geschäftlichen Gründen zurück. Die Ortsgruppe ernannte ihn zum Ehrenvertrauensmann. Sein Nachfolger wurde der bisherige Schriftführer Oberlehrer Mager, der zu seinem Stellvertreter den Kassier Karl Schnell ernannte. Neu in den Ausschuß wurde Hauptlehrer Braun als Schriftführer berufen.

1937 waren Oberkochen und der Volkmarsberg wieder einmal der Treffpunkt vieler Albvereinsfreunde: Der Berg war am Himmelfahrtstag das Endziel einer Sternwanderung der Ortsgruppen des Nordostgaues, am 14. November trafen sich im »Lamm« die Vertrauensleute der Ortsgruppen zu einer Gauversammlung.

Das Wetter meinte es mit den ca. 3000 Wanderern am Himmelfahrtstage gut. »Ein strahlender Frühlingshimmel blaute über der herrlichen Landschaft, deren Schönheit Auge und Herz entzückte.«

Selbst der 85jährige Ehrengauobmann Sanitätsrat Dr. Keller, der »Rosensteindoktor«, war noch einmal dabei. Ein Jahr später starb Dr. Keller, der sich um den Nordostgau wie kein anderer verdient gemacht hat.

1939 bat der Vertrauensmann Oberlehrer Mager aus gesundheitlichen Gründen um Entbindung von seinem Amt. Sein schweres Herzleiden zwang ihn auch, seine geliebte Lehrertätigkeit aufzugeben und vorzeitig in den Ruhestand zu treten. Zwanzig Jahre hatte er der Oberkochener Ortsgruppe als Schriftführer und später als Vertrauensmann gedient. »Für den Albverein zu arbeiten, das war sein Stolz und seine Freude«, wie Schriftführer Braun in der Chronik vermerkt. Von der engen Verbundenheit mit seiner Wahlheimat zeugen noch heute seine vielen schöne Beiträge zur Orts- und Heimatgeschichte. Noch sieben Lebensjahre waren Alfons Mager in seinem Ruhesitz Aalen vergönnt. Obermeister Georg Maier erklärte sich bereit, den verwaisten Posten des Vertrauensmannes zu übernehmen.

Im gleichen Jahr mußte auch Kassier Karl Schnell altershalber sein Amt in jüngere Hände legen. Sieben Jahre hatte er die Vereinskasse sorgfältig verwaltet. Sein Nachfolger wurde der Kaufmann Josef Wagner.

Der hohe Mitgliederstand des Jahres 1921 (75) hatte sich im Laufe der Jahre durch Wegzüge, Todesfälle und Austritte erheblich reduziert (auf 54 Mitglieder im Jahre 1935). Erst nach 1935 begann die Ortsgruppe wieder stetig zu wachsen, 1941 zählte sie 100 Mitglieder.

Die Aktivitäten des Albvereins gingen in den ersten Kriegjahren in der gewohnten Weise weiter. Der Wanderplan für 1942 weist sechs Wanderungen aus. Selbst 1943 wurden noch Wanderungen durchgeführt. Auch den beliebten Familienabend, der traditionell immer am Samstag vor Fastnacht stattfand, gab es wohl noch 1941.

Mit der Beschreibung einer heimatkundlichen Verbandswanderung am 4. Juli 1943 nach dem Weiherfeld und nach Irmannsweiler schließt Brauns Chronik. Im September wurde Schriftführer Gottlob Braun kriegsbedingt nach Schorndorf versetzt, schon aus diesem Grund fehlen weitere Eintragungen. Von anderer Hand ist aber noch vermerkt, daß die immer düsterer werdende Kriegslage die Tätigkeit des Vereins zunehmend einschränkte und schließlich ganz zum Erliegen brachte.

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