Zu seinem 50. Geburtstagsfest war der Turm noch einmal mit einem Kostenaufwand von ca. 80 000 DM gründlich renoviert worden, er hatte ein Kupferdach und neue Fenster erhalten, und das Turmstüble war zu einem gemütlichen Raum für die Jugendgruppe umgestaltet worden.
Mit einer Sternwanderung auf den Volkmarsberg begann am Himmelfahrtstage das Fest, zu dem sich im Laufe des Tages etwa 7000 Wanderer auf dem Berg versammelten, unter ihnen sogar einige Männer, die schon 1930 am Turmbau mitgearbeitet hatten. Stadtkapelle und Sängerbund umrahmten mit ihren Darbietungen die Feier. Die Festansprache hielt der Vorsitzende des Hauptvereins, Prof. Dr. Schönnamsgruber, Gratulant der Landesregierung war der damalige Kultusminister Prof. Dr. Roman Herzog.
von rechts: Vertrauensmann Karl
Schurr, Prof. Dr. Schönnamsgruber, Prof. Dr. Roman Herzog links: Bürgermeister Harald Gentsch |
Schönnamsgruber zeichnete bei dieser Gelegenheit verdiente Mitglieder der Oberkochener Ortsgruppe aus: Den Ehrenschild des Albvereins erhielt Wanderwart Erich Kolb, der auch die Turmrenovierungsarbeiten geleitet hatte, mit der silbernen Ehrennadel wurden Werner Riedel, Rechner der Ortsgruppe, und ihr Pressewart Gerhard Grünler ausgezeichnet.
Bei den Vorstandswahlen des Jahres 1981 wurde Melchior Veile an Stelle des nicht mehr kandidierenden Hans-Jörg Widmann zum weiteren Stellvertreter des Vertrauensmannes gewählt. Neuer Jugendleiter wurde Helmut Braun.
Höhepunkt des Jahres war der Besuch des Bundespräsidenten Prof. Dr. Karl Carstens auf dem Volkmarsberg im Rahmen seiner Deutschlandtour. Der zweite Wandertag des Bundespräsidenten im Ostalbkreis begann am Samstag, dem 25. April, 8 Uhr morgens in Abtsgmünd und führte dann über das Welland und das Aalbäumle zum Volkmarsberg.
Bundespräsident Karl Carstens (3. v. rechts) auf dem Volkmarsberg |
»Am Waldteil "Kirschentäle", so berichtete die "Schwäbische Post", erreichte man schließlich die Markungsgrenze von Oberkochen: Zahlreiche Stadträte begrüßten dort mit Bürgermeister Gentsch den hohen Gast. Nochmals eine steile Steigung hinauf auf den Volkmarsberg - dann war der "Höhepunkt" dieses Tages erreicht. Eine große Menge wartete hier schon auf die Wanderschar, so daß etwa 2000 bis 3000 Menschen versammelt waren. Der Sängerbund unter Frau Maul und der Musikverein unter Dirigent Saur gaben den musikalischen Rahmen. Das Technische Hilfswerk gab Erbseneintopf aus, und zahlreiche andere Organisationen und Helfer sorgten dafür, daß alle zu einer herzhaften Mahlzeit kamen. Der Präsident und seine Frau bestiegen auch den Turm; sie waren begeistert von der Schönheit dieses Berges«.
Mit mehr als 600 Mitgliedern ist die Oberkochener Ortsgruppe zu dieser Zeit die größte im Nordostalbgau und zählt zu den 27 stärksten des Hauptvereins. In der nunmehr elfjährigen Amtszeit des rührigen, unermüdlichen Vertrauensmannes, Forstdirektor Karl Schurr, hat sich der Mitgliederstand praktisch verdoppelt. Was das bedeutet, läßt sich wohl am besten durch einen Vergleich mit größeren Nachbarstädten ermessen: Die Ortsgruppe der Kreisstadt Aalen (Einwohnerzahl der Kernstadt etwa 35000) hat zu dieser Zeit ca. 400 Mitglieder, die Ortsgruppe Wasseralfingen (ca. 12000 Einwohner) verfügte im Jahre 1981 über 302 Mitglieder bei abnehmender Tendenz.
Seit Jahren war die Sonnwendfeier auf dem Volkmarsberg von der Albvereinsjugend gestaltet worden. 1982 erhielt die Feier durch die Musik- und Folkloregruppe »Bollebygds Spelmanslag«, die zeigte, wie man in ihrer schwedischen Heimat die Mittsommernacht feiert, eine besondere Note. Bis spät in die Nacht tanzten Jung und Alt um den von den schwedischen Gästen errichteten Mittsommernachtsbaum.
Mit einer Gausternwanderung auf den Volkmarsberg wurde am 27. Mai 1984 das »90.« Ortsgruppenjubiläum gefeiert. Trotz schlechten Wetters folgten etwa 2000 Wanderer aus den Ortsgruppen des Nordostalbgaues der Einladung. Unter den Ehrengästen waren der Vorsitzende des Hauptvereins, Prof. Schönnamsgruber, Gauobmann Herbert Härtlein, Landrat Dr. Winter und der Oberkochener Bürgermeister Gentsch. Schönnamsgruber stellte den Umweltschutz in den Mittelpunkt seiner Ansprache: »Appelle reichen nicht mehr aus - es müssen endlich Taten folgen.«
Für seine Verdienste um die Ortsgruppe Oberkochen verlieh Schönnamsgruber Vertrauensmann Karl Schurr die hohe Auszeichnung des Albvereins-Ehrenschildes. Der stellvertretende Vertrauensmann und zweite Hüttenwart, Hugo Neuhäuser, wurde ebenso wie Anton Feil, Leiter der Wandergruppe der Älteren, mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.
Gausternwanderung 27.5.1984 |
Ein kleines, aber vielbeachtetes Jubiläum feierte die Oberkochener Ortsgruppe am 5. Dezember 1986: 25 Jahre war es her, seit Alfred Maier das Nußzwick-Spiel von der Heidenheimer Alb mitgebracht und mit großem Erfolg in der Oberkochener Albvereinsgruppe eingeführt hatte. Das Spiel, ursprünglich ein Zeitvertreib von Schäfern und Bauern während langer Winternächte auf der Albhochfläche, wurde zum festen Bestandteil der Ortsgruppen-Aktivitäten und findet traditionell in der Schutzhütte statt.
Eine besondere Ehrung wurde in diesem Jahr dem langjährigen Hüttenwart Erich Hahn zuteil. Er bekam von Bürgermeister Gentsch die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg überreicht, die ihm für seine Verdienste um den Albverein verliehen worden war.
Seit Mitte der achtziger Jahre zeichnet sich die Arbeit des Albvereins vor allem durch ein erweitertes Engagement für Umweltbelange aus. Im Mittelpunkt steht dabei - nicht nur wegen der räumlichen Nähe zu Schutzhütte und Turm - das Naturschutzgebiet auf dem Volkmarsberg. Die »Holzmachergruppe« des Albvereins unter Erich Kolb leistet durch freiwillige ehrenamtliche und kontinuierliche Pflegearbeiten einen wirksamen Beitrag gegen die drohende Verbuschung dieses Gebietes, wobei die Verantwortlichkeit für den Erhalt dieses albtypischen Biotops allerdings nach wie vor bei den Naturschutzbehörden liegt. In Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Regierungspräsidium, der Naturschutzbehörde des Landratsamtes, dem Staatlichen Forstamt und der Stadt Oberkochen ist der Albverein bemüht, die Interessen des Naturschutzes zu wahren und den Volkmarsberg der Öffentlichkeit zu erhalten.
Auch außerhalb des Volkmarsbergbereiches wurde die Oberkochener Ortsgruppe als Sachwalter von Umweltbelangen tätig. In einer gemeinsamen Aktion von Forstamt und Albverein konnte am Seegartenhof ein Vogelschutzgehölz angelegt werden. Ferner wurden Bachpatenschaften begründet; so übernahm die Jugendgruppe des Albvereins eine solche für den Kocher bis zur Gemarkungsgrenze.
Zunehmende Sorgen bereitet der Ortsgruppe seit einigen Jahren die Mitgliederstruktur des Vereins. Während die Zahl der Ortsgruppenmitglieder geringfügig im Abnehmen begriffen ist (1987 wurden 640, im Jahre 1993 606 gezählt), steigt das Durchschnittsalter des einzelnen kontinuierlich an. Bereits bei der Jahreshauptversammlung 1985 wurde festgestellt, daß rund ein Drittel der Mitglieder das sechzigste Lebensjahr überschritten hatte. Die große Zahl älterer Vereinsmitglieder führte indes nicht zu einem Rückgang der Vereinsaktivitäten, sondern vielmehr zum Aufblühen der »Wandergruppe der Älteren«, die unter Anton Feil und Elsbeth Grohl zu einer besonders regen Gemeinschaft der Ortsgruppe heranwuchs. Auf den Wandel von Sozialstruktur und Mobilitätsverhalten der Bevölkerung ist es wohl zurückzuführen, daß den Bemühungen des Vereins, die Jugend an sich heranzuführen, trotz der zahlreichen Aktivitäten von Schüler-, Jugend- und Jungälblergruppe mit ihren agilen Leiterinnen und Leitern weniger Erfolg beschieden war.
1988 - Am 13. und 14. August feierte der Schwäbische Albverein in Stuttgart sein hundertjähriges Bestehen. Der Hauptverein umfaßte in 23 Gauen und 576 Ortsgruppen mittlerweile 117 000 Mitglieder, denen 13.000 km Vereinswanderwege zur Verfügung standen. Die Oberkochener Ortsgruppe beteiligte sich nicht nur an der Stuttgarter Jubiläumsfeier, sondern beherbergte auch eine Wanderausstellung zum Jubiläum des Albvereins, die vom 24. Oktober bis zum 2. November im Foyer des Oberkochener Rathauses zu sehen und von der Ortsgruppe um Schautafeln zu ihren eigenen Aktivitäten erweitert worden war. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Ortsgruppe 64 km markierte Wanderwege unter ihrer Obhut, die von den Wegwarten Paul Kolb und Klaus Albert betreut wurden; hinzu kamen rund 40 km Rundwanderwege. Ebenfalls im Jubiläumsjahr wurde von der Mitgliederversammlung eine neue Vereinssatzung verabschiedet. Hüttenwart Erich Hahn wurde mit dem Ehrenschild ausgezeichnet.
Auf eine Anregung des heute als Professor für Geologie tätigen Bürgers Dr. Hans-Joachim Bayer geht die Einrichtung des Karstquellenweges zurück, der am 27. 4. 1989 als gemeinsamer heimat- und naturkundlicher Lehrpfad der Gemeinden Oberkochen und Königsbronn eingerichtet wurde. Auf 14 km Länge passiert der Karstquellenweg zwischen dem Hungerbrunnen im Wolfertstal und dem Itzelberger See 15 Stationen hydrogeologischer Bedeutung, von denen acht auf Oberkochener und sieben auf Königsbronner Gemarkung liegen. Die Obhut über den Karstquellenweg, der ganz überwiegend mit Fördermitteln des Landes errichtet worden war, wurde dem Schwäbischen Albverein überlassen. Daß der Karstquellenweg damit in gute Hände gegeben wurde, beweist das Lob, das die Hauptvereinswegwarte bereits 1986 den örtlichen Wegwarten übermittelt hatten: Nirgends zwischen Donauwörth und dem Rosenstein sei das Wegenetz so gut gekennzeichnet wie im Gebiet um Oberkochen.
Im März 1990 ging für die Ortsgruppe Oberkochen eine Ära zu Ende: Der schwer erkrankte Karl Schurr stellte nach zwanzigjähriger Amtszeit als Vertrauensmann sein Amt zur Verfügung, nachdem seine Aufgaben bereits seit einiger Zeit vom zweiten Vertrauensmann, Hugo Neuhäuser, wahrgenommen worden waren.
Zum neuen Vertrauensmann wurde am 16. März Thomas Hinderberger gewählt; Karl Schurr wurde zugleich in das Amt des Ehrenvertrauensmannes berufen. Welche Bedeutung das Wirken Karl Schurrs - »eine außergewöhnliche Persönlichkeit« (Bürgermeister Harald Gentsch) - nicht nur für den Albverein, sondern auch für Stadt und Kreis hatte, brachte Landrat Dr. Diethelm Winter anläßlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande an Schurr (19.12.1989) durch den Hinweis auf dessen Engagement für Heimat- und Geschichtsbewußtsein, für Umweltschutz und Naturverständnis zum Ausdruck. »Karl Schurr trat unermüdlich auch schon zu einer Zeit für den Schutz der Umwelt ein, als das Wort Umweltschutz für viele noch ein Fremdwort war.« Prof. Schönnamsgruber, der als Präsident des Schwäbischen Albvereins dem Laureaten bei seinem Ausscheiden aus dem Amt die höchste Auszeichnung des Hauptvereins, die goldene Ehrennadel verlieh, resümierte: »Der Albverein hat Ihnen viel, sehr viel zu verdanken.«
Am 29.5.90 starb Karl Schurr. Ihm zu Ehren erhielt anläßlich seines 1. Todestages eine in der Nähe des Volkmarsbergturmes stehende Buche den Namen »Schurrbuche«.
Ein großes Ereignis war die Sternwanderung auf den Volkmarsberg am Himmelfahrtstag des Jahres 1990 anläßlich des 60. Jahrestages der Errichtung des Volkmarsbergturmes. Mehr als 3000 Älbler und Wanderer trafen an diesem Tag auf dem Volkmarsberg zusammen. Der Vorsitzende des Albvereins, Prof. Schönnamsgruber, ehrte Werner Riedel zu diesem Anlaß mit dem Ehrenschild und Barbara Schurr, Hildegard Grünler und Elsbeth Grohl mit der silbernen Ehrennadel des Albvereins. In seiner Grußansprache am »Treffpunkt der großen Albvereinsfamilie« dankte Schönnamsgruber dem Ortsverein für die gelungene Ausrichtung der Sternwanderung, aber auch für den Einsatz für die Pflege der Wacholderheide, mit dem er sich große Verdienste erworben habe.
Das Jahr 1993 sah eine weitere Veränderung in der Vereinsführung. Während der Vertrauensmann Thomas Hinderberger und sein Stellvertreter Hugo Neuhäuser und Melchior Veile in ihren Ämtern ebenso bestätigt wurden wie Rechner Werner Riedel, verabschiedete sich Bruno Erben nach 23 Jahren als Schriftführer von seinem Amt; sein Nachfolger wurde Oberforstrat Johann Reck, mit dessen Amtsantritt wieder an die traditionsreiche enge Verbindung zwischen Forstamt und Albverein angeknüpft werden konnte. Auch bei den Fachwarten gab es einen Wechsel. Peter Aldinger, der sein Amt als Fachwart für den Naturschutz 12 Jahre lang innegehabt hatte, wurde von Reinhold Vogel abgelöst.
Ein Höhepunkt im Vereinsleben des Jahres 1993 war das Jubiläum der Wandergruppe der Älteren. Im Beisein etlicher Gründungsmitglieder wurde das 20 jährige Bestehen dieser Gemeinschaft in der Volkmarsberghütte besinnlich gefeiert.