Zum ersten Male wurde in diesem Jahr der »Tag des Baumes« begangen. Vertrauensmann Illg, Schriftführer Braun und Bürgermeister Bosch pflanzten mit den Kindern des 6. - 8. Schuljahres vier schöne kräftige Linden an der Nordseite der Weingartenkapelle.

Die Ortsgruppe zählte im Jahre 1954 137 Mitglieder.

Wegen der angespannten Kassenlage wurde 1956 der Mitgliedsbeitrag auf DM 5.- erhöht, der auf Wunsch in zwei halbjährigen Raten gezahlt werden konnte.

Als besonderes Ereignis ist in den Annalen der Oberkochener Ortsgruppe im Jahre 1956 die Gründung einer Jugendgruppe vermerkt. Seit 1951 bemühte sich der Vorstand darum, nun endlich fand er in Dieter Heid einen geeigneten Leiter für diese Gruppe.

»Wir möchten die noch unverdorbene Jugend vor dem Sumpf lärmender Lustbarkeiten und Vergnügungen ... bewahren und bei den Quellen echter Erholung und Entspannung erhalten. Unsere Jugend soll es nicht nur einmal besser haben, sie sollte auch besser sein, sie sollte neue Wege beschreiten«

So kommentiert Schriftführer Konrektor Braun die Gründung der Jugendgruppe in der Chronik. Bei dem Familienabend am 16. November 1956 stellte sich die Gruppe mit einem Akkordeontrio, einem Sketch und einem lustigen Einakter, mit viel Beifall bedacht, erstmals der Öffentlichkeit vor. Schon 1958 mußte Dieter Heid aus beruflichen Gründen Oberkochen verlassen; gottlob verwaiste die Jugendgruppe nicht, sie fand in Klaus Schlipf einen neuen Leiter.

Endlich, endlich hatten die gemeinsamen Bemühungen der Gemeinde, der Ortsgruppe, des Gaues und Hauptvereins um die Freigabe des von den Amerikanern besetzten Volkmarsberg Erfolg: 1960 räumten die Amerikaner den Berg. Am 17. Oktober wurden im Beisein von Gauobmann Landrat Burkhardt und Bürgermeister Bosch der Turm und die Schutzhütte durch die Bundeswehr, die auf eine militärische Weiterverwendung des Berges endgültig verzichtete, offiziell freigegeben.

»So war also der 17. Oktober 1960 der Tag der endgültigen Heimkehr des Volkmarsbergturmes aus der "Gefangenschaft" des Krieges und der Nachkriegsverwendung als militärischer Stützpunkt«, schrieb Schriftführer Braun.

Der Turm war renovierungsbedürftig, die Hütte in einem derart desolaten Zustand, daß die Ortsgruppe sich für Abriß und Neubau entschloß. Gestützt auf ein Gutachten von Prof. Schwenkel, des früheren Leiters der Naturschutzabteilung im Landesamt für Denkmalspflege, gab es jedoch auch ernstzunehmende Stimmen, die sich unter Hinweis auf die ja bereits bestehende Bergschenke von Hans Holz im Sattel gegen einen Wiederaufbau der Hütte wandten. Diesen Naturfreunden ging es vor allem darum, den Volkmarsberg als eine »Oase der Ruhe« zu erhalten.

Nach Abschluß der Renovierungsarbeiten wurde der Turm in einer würdigen Feierstunde am 10. September 1960 wieder seiner ursprünglichen Bestimmung übergeben. Wie vor dem Kriege so oft, war der Berg wieder einmal das lockende Ziel vieler Wandergruppen. Im Laufe des Vormittages trafen bei herrlichem frühherstlichem Wetter mehrere Hundert Wanderer aus der näheren und weiteren Umgebung Oberkochens auf dem Volkmarsberg ein.

Vertrauensmann Illg und Bürgermeister Bosch konnten zahlreiche Ehrengäste begrüßen, unter ihnen Altministerpräsident Dr. Reinhold Maier, der schon bei der Einweihung des Turmes 1930 als damaliger Wirtschaftsminister das Land Württemberg vertrat, Altbürgermeister Richard Frank (ebenfalls schon 1930 in offizieller Funktion dabei), Direktor Fahrbach, Vorsitzender des Schwäbischen Albvereins, den ehemaligen Gauobmann Landrat a. D. Burkhardt und seinen Nachfolger Studiendirektor Schwarz.

»Wer unseren Berg kennt«, so sagte Bürgermeister Bosch in seiner Begrüßungsansprache, »wer vom Turm aus schon in die weite Runde des Schwabenlandes hinausgeblickt hat, wer sich des Stacheldrahtzaunes erinnert und des Turmes in seinem verlassenen und der Verwahrlosung anheimfallenden Zustand, der hat Verständnis für das Aufheben, für die Umstände, die der Albverein und die Gemeinde Oberkochen um die Freigabe dieses Kleinods der Ostalb gemacht haben, und der hat auch Verständnis für unsere Freude heute und für diese Feierstunde«.

Am Schluß seiner Ansprache vollzog der Bürgermeister einen Beschluß des Gemeinderates und übergab dem Schwäbischen Albverein die von ihm erbetene rund drei Morgen große Fläche in 50 Meter Umkreis um den Turm zu treuen Händen.

»Möge nun der Turm bis in ferne Zeiten seiner Bestimmung dienen dürfen als ein Symbol der Heimatliebe, ein Ort der stillen Einkehr, aber auch ein Treffpunkt frohen Wandervolkes. « (Gottlob Braun)

Der Bau der neuen Schutzhütte war eine weitere große Herausforderung für die Oberkochener Ortsgruppe. Nachdem die Baupläne der Architekten Kenntner und Mannes endlich die Instanzenwege durchlaufen hatten und im Frühjahr 1962 genehmigt worden waren, erfolgte am 4. April der erste Spatenstich. Nach einer Bauzeit von nur sechs Monaten wurde die neue Schutzhütte am 21. Oktober 1962, einem prächtigen Herbstsonntag, mit einem kleinen Bergfest eingeweiht. Viele Firmen hatten die Arbeit mit Sach- und Geldspenden unterstützt, ganz besonders war der Bau aber den vielen freiwilligen Helfern zu danken, die in Zusammenarbeit mit den Handwerkern 4000 Arbeitsstunden leisteten. Viele Freunde des Volkmarsberges, unter ihnen der Vereinsvorsitzende Direktor Georg Fahrbach, der Gauobmann Schwarz, Ehrengauobmann Burkhardt und Landrat Dr. Huber, hatten sich auf dem Bergfest eingefunden. Direktor Fahrbach übergab die neue Schutzhütte der Öffentlichkeit:

»Möge die neue Hütte auf dem Volkmarsberg eine rechte Wanderherberge und Raststätte sein für alle, die aus dem Tal heraufsteigen und auf der Höhe des Berges Erholung und Gesundung suchen. Möge der freie Berg eine Walstatt guter schwäbischer Wanderer sein und bleiben«.

Mit diesem Festtag hat für die Oberkochener Ortsgruppe die Nachkriegszeit ein spätes, aber gutes Ende gefunden. Es war »ein langer Wanderweg aus der dunklen Zeit der zweckfremden Verwendung von Turm und Hütte auf dem Volkmarsberg« (Bürgermeister Bosch).

Siehe auch Gedicht über den Volkmarsberg

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